Probe Dienstag 19:30 Uhr

„Jetzt geht’s richtig los, wir starten durch!“ Interview mit unserem Dirigenten Rainer Hoffmann.

Rainer Hoffmann ist Dirigent beim Gem. Chor „Eintracht“ St.Georgen.
Dirigent Rainer Hoffmann und Hans-Joachim Apolant
Er studierte Dirigieren, Jazz, Schulmusik, besuchte verschiedene Meisterkurse, dirigierte u.a. das Freiburger Barockorchester und das Bach Collegium Stuttgart.
Ich hatte die Gelegenheit, Rainer Hoffmann über die Chorarbeit bei unserem Chor zu befragen:   
Seit Anfang 2020 haben Sie die Chorleiterstelle vom Gem. Chor Eintracht in Freiburg St. Georgen übernommen. Wie haben Sie den Beginn Ihrer Tätigkeit mit dem für Sie neuen Chor empfunden?
Ich habe mich sehr gefreut und hatte auch das Empfinden, dass ich herzlich im Chor willkommen war. Ich habe den Chor sehr motiviert übernommen und konnte gleich die Arbeit für ein großes Projekt mit 3 Chören beginnen. Allerdings war dann nach drei Wochen Corona bedingt wieder Schluss.
Corona hat ja 2020/2021 alle Pläne zunichte gemacht. Seit ein paar Wochen starten Sie wieder durch. Was sind Ihre derzeitigen Projekte und Pläne?
Wir arbeiten auf zwei Konzerte im nächsten Jahr hin, einmal die Serenade und ein Jahreskonzert. Im Moment ist es so, dass wir gar nicht in der vollen Besetzung singen. Wir machen derzeit eine Bestandsaufnahme, um dann in die direkte Probenarbeit zu gehen.
Sie leiten auch noch zwei andere Chöre in Hochdorf und Freiamt. Was unterscheidet der Gem. Chor von den anderen beiden?
Das ist eine interessante Frage. Der Chor von St. Georgen ist ja ein Chor, der in den vergangenen Jahren viel Projekte gemacht hat, u.a. Pop-Projekte, aber auch geistige, klassische Stücke oder Opernauszüge. Das merkt man auch am Klang des Chores.
Es gibt aber auch viele Gemeinsamkeiten, so z.B. ein Gospel-Spiritual-Projekt mit allen drei Chören. Das wäre interessant gewesen, weil das in St. Georgen in den letzten Jahren nicht gemacht wurde. Insgesamt liegen alle 3 Chöre mit insgesamt 200 Sängerinnen und Sängern auf einem ähnlichen Leistungsniveau. Und es wäre spannend gewesen, dieses Konzert an 3 Orten jedes Mal mit Band durchzuführen. Leider war das Corona bedingt nicht möglich und musste jetzt auf eine spätere Zeit verschoben werden.Insgesamt ist es dann schon wichtig neue Wege zu gehen, um auch jüngere Menschen anzusprechen. Aufgrund meiner Ausbildung versteife ich mich aber nicht auf ein Repertoire, man muss vielseitig bleiben und von allem etwas bieten.
Wie schaffen Sie es, die Chormitglieder zu einer gewissen Aufmerksamkeit und Disziplin zu bewegen?
Idealerweise sollte die Disziplin zum Anspruch aller werden. Wir haben ein gemeinsames Projekt und Ziel, das im Vordergrund steht, und da muss eben jeder die Aufmerksamkeit und Disziplin aufbringen. Anders ist das nicht möglich. Nur durch Motivation und gute Stimmung kann ich die Sängerinnen und Sänger zum Ziel bringen.
Ihre frische, unkomplizierte Art der Chorarbeit kommt beim Gem. Chor sehr gut an. Was müsste man Ihrer Meinung nach tun, mehr jüngere Erwachsene zum Chorsingen zu bewegen?
Vor dieser Frage stehen alle Chöre, egal ob auf dem Land oder in der Stadt. Meiner Meinung nach, muss man die Leute im Netz offensiv ansprechen, die Homepage ist wichtig, das ist die Visitenkarte eines Vereins. Dann das Liedgut, das so breit gestrickt sein muss, dass es auch unterschiedliche Generationen anspricht. Und als Letztes müssen die Leute spüren und sich angesprochen fühlen, was sie dort erleben, dass sie dazu passen könnten. Insgesamt muss man immer Kompromisse machen, und darf nicht zu lange an „alten Zöpfen“ festhalten und die ausgeschiedenen Mitglieder rechtzeitig ersetzen. Es darf keinen Zwang zur Änderung geben, dann kommt Unzufriedenheit auf. Nur über Freude kann man bestehen. Jetzt muss man die Weichen stellen, durch Kompromissbereitschaft aller, weil man nicht erwarten kann, dass die, die hinzukommen sollen, die Sache so sehen sollen, wie man sie selber sieht. Es muss ein Entgegenkommen beider Seiten sein, das ist ein zentraler Punkt für einen Chor.
Was sind Ihre Wünsche und Zukunftsvisionen für diesen Chor?
Mein Wunsch ist, dass dieser Chor weiter wächst und zwar nicht nur in der Mitgliederzahl, sondern auch im Leistungsniveau. Alle müssen bereit sein, Schritt für Schritt weiter zu gehen, besonders nach dieser Krise in die Zukunft zu schauen.
Es gibt den bekannten Satz: jeder Mensch kann singen. Sehen Sie das auch so?
Das würde ich auch so sehen, sofern der- oder diejenige nicht gesundheitlich stark eingeschränkt ist. Jeder Mensch kann singen lernen, das ist nur eine Frage des Lernprozesses. Jede neue Sängerin, jeder neue Sänger ist willkommen, man erwartet nur, dass der oder diejenige die Lernprozesse mitgehen will. Jeder kann ohne Vorkenntnisse kommen und kann sich in der Gemeinschaft weiterentwickeln. Es gibt kein Vorsingen, Notenkenntnisse sind nicht notwendig – aber man muss bereit sein, in der Arbeit mitzugehen. Was man wissen muss, lernen wir gemeinsam.
Neben der Arbeit mit Orchestern, Kammerchören und Vokal -Ensemblen haben oder hatten Sie in Trossingen einen Lehrauftrag für Chorgesang inne. Was bedeutet das für den Gem. Chor St. Georgen?
Ich nehme aus der Tätigkeit z.B. das Repertoire mit in diesen Chor, den Anspruch die immer währende Geduld und das Wollen weiterzukommen und sich nicht mit dem zufrieden zu geben, was man schon hat, sondern nach vorn zu gehen.
Wird es wieder öffentliche Auftritte des Gem. Chores geben? Und wann?
Es wird die Serenade und das Jahreskonzert in 2022 geben, auch mit einem Gastchor. Eventuell auch andere Zwischenauftritte.
Viele erachten eine Stimmbildung für sehr wichtig. Wie arbeiten Sie diesbezüglich mit dem Gem. Chor?
Die Arbeit der Stimmbildung ist sehr wichtig. In Amateurchören wurde dies auch immer mehr zur Normalität. Es ist oft so, dass man eine externe Stimmbildung zum Chor holt, die oft das Einsingen macht oder einzelne Stimmlagen in Gruppen bzw. einzeln macht. Das ist ein Konzept, dass sich sehr bewährt hat und den Chor nach vorn bringt. Wir machen auch Stimmbildung und Gesangstechnik beim Einsingen, verschieden Stellen während der Probe oder auch an Probenwochenenden.
Wo sehen Sie sich persönlich in 5 Jahren?
Diese Frage kann ich nicht so richtig beantworten. Ich weiß nicht, welche von den Visionen wirklich Realität werden könnten und durch diese Krise ist es für uns Künstler und Musiker sowieso sehr schwer geworden, Vorhersagen zu treffen. Mein Wunsch ist es auf jeden Fall, die Ensembles, die ich leite, weiter zu bringen und auf die nächsten Stufen zu heben. Darüber hinaus, kann ich noch keine Aussage machen.

(Das Interview führte Hans-Joachim Apolant)

März 2025

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